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Leseprobe: Die Arboritos Band 2 – Thanos

Freya saß am Küchentisch und zwirbelte einen ihrer blonden Zöpfe zwischen den Fingern. »Hui, ihr seid ja schwer bepackt. Wollt ihr hier einziehen?«
Ächzend ließ Fabia die beiden Tüten auf den Boden gleiten. Nach ihrem ersten missglückten Versuch war es ihr mehr und mehr gelungen, die Leute von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Es erfüllte sie mit Stolz, wie erfolgreich sie waren. »Wir haben Unmengen an Spenden gesammelt!«
»Astrein.« Freya spähte in die erste Tüte. Sie zeigte seufzend auf eine rote Pappe vor sich auf der Tischplatte, auf der in Großbuchstaben Willkommen prangte. »Wusstet ihr, dass es vor einem Jahrzehnt schon einmal solch ein Unglück gegeben hat? Damals war hier in Buchenhain beinahe alle Wohnungen übergequollen, die Arbolde mussten zum Teil im Blattwerk schlafen. Jetzt wiederholt sich das und was macht unsere Klasse? Wir dürfen Plakate ausmalen, die wir dann hochhalten müssen, wenn die Bewohner Käferheides ankommen. Voll spannend.«
Tamo klopfte seine Schwester auf den Rücken. »Du bist halt noch ein kleines Kind.«
Dafür bekam er einen Schlag in den Bauch und lachte.
»Prügelt ihr euch wieder?«, ertönte da eine tiefe Stimme.
Überrascht sah Fabia auf und erblickte einen muskulösen Arbold mit schulterlangen blonden Haaren im Türrahmen stehen. Sie wusste sofort, wer das sein musste, auch wenn sie ihn noch nie gesehen hatte. Er betrat das Wohnzimmer und streckte ihr die Hand entgegen. »Hey, ich bin Thanos.«
Stumm erwiderte sie den Händedruck. Kion schüttelte Tamos großen Bruder lächelnd die Hand.
»Dann lerne ich auch endlich mal die berühmten Arboritos kennen.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. Seine Worte brachten Freya zum Kichern, was ihr einen Klapps von Tamo einbrachte.
Fabia wusste weder, was sie sagen sollte, noch, wohin mit ihren Händen. Wie peinlich. Schließlich setzte sie sich ebenfalls an den Tisch.
Tamo rettete sie aus der Situation. Er schmiss sich weitaus weniger elegant auf einen Stuhl und wippte vor und zurück. »Und, wie läuft die Flucht?«
Auf ihren fragenden Blick antwortete er: »Thanos gehört zu den Falken-Fliegern, die den Bewohnern Käferheides den Rücken freihalten, während sie hier her wandern. Wir wollen ja nicht, dass sie im Moor versinken oder vom Dachs niedergetrampelt werden.«
Thanos hob eine Augenbraue. »Das steht tatsächlich zu befürchten, denn der Weg über die Schauderlichtung ist nicht zu verachten. Wir sind froh, wenn sie die Ebene heute Abend überquert haben. Dann ist es nicht mehr weit. Sie sollten morgen im Laufe des Tages hier ankommen. Die Eichhörnchen sind darauf sensibilisiert worden, sogleich Alarm zu schlagen, sobald sich ein fremdes Tier nähert.«
»Und ich muss Plakate schwenken, was für eine Entengrütze.« Freya malte frustriert den Buchstaben N aus.
»Das klingt spannend, also deine Arbeit«, meldete sich Kion zu Wort. Er saß auf dem Boden und sortierte die Kleidungsstücke. »Ich dachte, du bist noch in der Ausbildung.«
Thanos nickte. »Im letzten Jahr spezialisiert man sich und da ich sowieso am liebsten mit Tieren zu tun hab, fiel mir die Entscheidung nicht sonderlich schwer. Die Freundschaft mit einem Tier ist etwas ganz Besonderes.«
Fabia zog die Linien auf dem gefurchten Tisch nach. Ja, und ihr gelang nicht einmal die Kontaktaufnahme mit einem Nagekäfer.

thanos
falke
thanos, tamo und freya

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